OST+FRONT – Ave Maria (2012)
Label: Out of Line
Besetzung:
Herrmann Ostfront – Gesang
Gerhardt von Brüh – Gitarre
Wilhelm Rotlauf – Bassgitarre
Eva Edelweiß – Schlagwerk / Elektrik
Siegfried Helm – Gitarre
Fritz Knacker – Schlagzeug
Nun zerlegen wir das Erstlingswerk der Band Ostfront in seine Einzelteile:
Cover: Schon am Cover kann man erkennen, dass es sich nicht um eine 'Heile-Welt-Band' handelt. Martialisch, blutig und mit Masken, die einem Horrorfilm alle Ehre machen würden, posieren die Bandmitglieder vor grauem Hintergrund. Für das Inlay posieren die Bandmitglieder einzeln vor ebenfalls grauem Beton in dem in der Mitte in hellerem Grau das Logo der Band dargestellt ist. Leider ist es durch dieses Logo etwas schwer die Texte, die davor plaziert sind zu lesen, da diese in kleiner, weißer Schrift zu finden sind.
Das Album ist in zwei Ausführungen im Handel. Einmal die Audio-CD und als Alternative die Audio-CD mit zusätzlicher DVD.
Stimmung/Sound: Vom ersten Ton an erkennt man das Strickmuster der 'Neuen Deutschen Härte'. Elektronik, von einmal untermalend ein anderes mal verstörend, die die passende Soundkulisse für die donnernden Gitarren bieten. Von abgehacktem Sprechgesang, bis zu dunklen melodiösem Gesang reicht das Spektrum, das Sänger Herrmann Ostfront bietet.
Texte: Bildhaft, hart, kein Blatt vor den Mund nehmend sind die Texte des Albums gehalten. Themen, die manch anderer am liebsten verdrängen würde, werden gekonnt mit Wortspielen angesprochen, nicht frei von schwarzem Humor.
Zu den Songs:
911 – Schon der erste Song des Albums zeigt das Können der Mannen um Hermann Ostfront. Die Thematik des Songs ergibt sich ja schon beim Lesen des Titels. Die 'Terroranschläge' auf die Twin-Towers. Verschwörungstheoretiker werden diesen Song lieben, da er klar auch die Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem Einstürzen der Türme anspricht.
Ich liebe Es: 'Es' ist bewußt grossgeschrieben. Es geht um das 'Objekt' das vom Meister gequält wird. SM-Sex, wie man ihn besser nicht darstellen kann in Textform
Dawaj Dawaj: Ein Mord, bei dem ein Mensch zerstückelt wird und sich 'am Spieß' dreht wird dort besungen. Gesungener Horror.
Heimaterde: Nach langer Zeit kehrt ein Mann in seine Heimat zurück.
Ein alter Mann: Einer der beeindruckenstend Songs auf diesem Album. Einsamkeit im Alter, Armut und der Umgang der Gesellschaft, die einen alten Mann bis in den Selbstmord treiben.
Gang Bang: Was gibt es dazu viel zu schreiben? Der Titel sagt alles :-)
1 + 1: Ein alter Mann vergreift sich an der Jugend. Pädophälie als Thema eines Songs ist zwar nicht neu, aber auch hier textlich und musikalisch gut umgesetzt.
Nur Für Dich: Hier wird der Schönheitswahn, die Sucht nach immer mehr unnötigen Schönheitsoperationen thematisiert.
Heimkind: Ein christliches Kinderheim, ein Betreuer, der 'Gefallen' an Kinder findet.
Fleisch: Fleischeslust aber nicht in dem Sinne, wie man sie empfindet, wenn man ein Stück Fleisch beim Metzger sieht :-)
Dein Kanal: Ein Keller, eine Videoproduktion. Ziel: Ruhm erlangen durch ein Snuff-Video
Denkelied: Der Massenmörder und 'Metzger' Karl Denke, der bis 1924 in Schlesien eine unbekannte Zahl an Menschen getötet und 'verarbeitet' hat. Seine 'Erzeugnisse' hat er auf einem Markt in Breslau angeboten und verkauft. Der berühmte Reim: 'Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Denke auch zu Dir, mit dem kleinen Hackebeilchen und macht Schabefleisch aus Dir...' findet im Refrain seinen würdigen Rahmen.
DVD:
5 Videos sind auf der DVD zu finden. Das zensierte Video zu 'Ich liebe Es', 'Denkelied', sowie drei Livevideos der Songs Heimaterde, 911 und Heimkind.
Vor allem die ersten beiden Videos sind es wert ein paar Euro mehr zu investieren, da es wohl nicht möglich ist diese, außer auf einschlägigen 'Ab 18' Seiten, sonst zu sehen.
Fazit: Alles in allem ein gelungenes, stimmiges Debutalbum. Wem Rammstein zu soft geworden ist, der ist hier bestens aufgehoben. Meiner Meinung nach befindet sich OST+FRONT auf dem richtigen Weg. Immerhin haben sie es geschafft ohne große Werbung und gegen teilweise heftigen Widerstand und Boykott das Album auf Platz 78 der deutschen Charts zu platzieren. Gespannt bin ich darauf diese Band mal live zu erleben.