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GEMA und GVL – Fluch oder Segen?

in Was gibt es Neues? 17.09.2011 12:20
von Vlad E151 • Anfanger | 58 Beiträge | 58 Punkte

Durch einen Artikel in der 'Zillo' bin ich auf ein Thema aufmerksam geworden, dass mir zwar schon länger bekannt war, aber in der Komplexität von mir so nicht bewusst wahr genommen wurde.

Die Überschrift lautete 'Deine Lakaien finanzieren Dieter Bohlen'. Zugegeben ist dieser Titel etwas provokant, spiegelt aber ziemlich gut die Praxis der Verteilung der Gelder, die an die GEMA gezahlt werden wieder.

Hier mal ein paar Beispiele der verworrenen Praxis durch die GEMA:

- Eine mir bekannte Band terminiert ein Konzert und meldet dieses auch bei der GEMA an. Wie es sich gehört werden dafür auch Gebühren berechnet und bezahlt. Durch einen Krankheitsfall musste das Konzert verschoben werden. Aber anstatt die schon bezahlten Gebühren zurück zu erstatten oder für das Ersatzkonzert zu verwenden, wird das zweite Konzert erneut in Rechnung gestellt.

- Eine Diskothek spielt nur Musik aus den Bereichen Gothic/Electro/Darkwave. Bands wie ASP, Goethes Erben, Combichrist usw. werden an diesem Abend vom DJ an das tanzende Publikum gebracht. Der Discobesitzer führt auch schön brav die Gebühren an die GEMA ab. Nun möchte man meinen, dass diese auch an die Künstler gehen, die dort zu hören sind. Doch der Verteilerschlüssel der GEMA ist so kompliziert, dass man ohne Fachanwalt nicht dahinter kommt. Um es zu vereinfachen kann man sagen, dass sich der größte Teil der Verteilung an den offiziellen Charts orientiert. Somit ist die Verteilung nicht 'verursachergerecht'. Wie so üblich werden die Reichen noch reicher. Sicher bekommen die kleineren Bands auch ihren Anteil an den GEMA-Gebühren, doch bei weiten nicht in der Höhe, die ihnen eigentlich zustehen würde.

Viele Künstler und Bands gehen inzwischen soweit sich bei der GEMA abzumelden bzw. gar nicht erst zu registrieren. Wenn nun ein DJ in einer Disco oder einem Club viel von diesen Bands spielt wird deswegen die Gebühr für den Veranstalter nicht geringer.

Was ich mich frage, wann kommt endlich mal ein Künstler auf die Idee gegen die Verteilpraxis zu klagen. Sicher ist sich auch die Frage zu stellen, wie der Europäische Gerichtshof dazu urteilen würde. Schliesslich sind ein Grossteil der GEMA-Vorschriften noch in den 1950er Jahren erlassen und bis heute nicht angepasst worden.

Auch die GVL hat einige Vorschriften erlassen, die einem zu denken geben. Da ich einige Zeit als DJ bei einem Internet-Radio tätig war, bin ich damit zur Genüge konfrontiert worden. Hier nur zwei Beispiele, die eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aufzeigen (diese Bestimmungen gelten nur für private Internet-Radios)

- Internet-Radios dürfen laut einem Gesetz von 2008 keine Wunschsendungen anbieten
- Songs dürfen laut diesem Gesetz nicht anmoderiert werden.

Alleine diese zwei Bestimmungen aus dem Gesetz haben mir während meiner Zeit als Radio-DJ einiges an Schwierigkeiten gebracht. Man weißt die Sendeleitung darauf hin und wird mit den Worten 'Wir ändern nichts, das machen ja alle so' zurecht gewiesen. Sicher hatte die Sendeleitung damit Recht, denn ich kenne kein Internet-Radio, das sich daran hält, aber nur weil sich keiner daran hält und noch kein Sachbearbeiter sich bei seinem Vorgesetzten Punkte verdienen wollte und dem nachgegangen ist, ist es deswegen immer noch nicht erlaubt. Sinn dieses Gesetzes ist es, dass ein Internet-Radio alles mögliche tun soll um ein gezieltes Mitschneiden von Musik zu verhindern und somit keine Möglichkeit bieten darf um sich illegal Musik zu besorgen. Auch fragt man sich, warum dies nur für Internet-Radios gilt und nicht für andere Sender, wie die öffentlich rechtlichen oder kommerziellen Privat-Sender. Alleine die Software heutzutage ermöglicht es jedem, Internet-Streams mitzuschneiden und mit ein wenig Kenntnis der entsprechenden Software lassen sich auch Moderationen aus den entsprechenden Tracks raus filtern. Einige Internet-Radios aus Deutschland gehen inzwischen dazu über ihre Sender offiziell in Kanada, jenseits des Hoheitsgebietes der GEMA und GVL zu hosten und begeben sich damit auch schon in die Illegalität, sofern die Sendeleitung nicht einen Wohnsitz in Kanada hat.

Es bleibt nur zu hoffen, dass irgendwann ein Umdenken stattfindet. Gerade in der heutigen Zeit, wo es immer mehr technische Möglichkeiten gibt, Musik anzubieten oder zu verbreiten wäre es angebracht endlich die verstaubten Gesetze auf neuesten Stand zu bringen und mal dafür zu sorgen, dass die Künstler Unterstützung bekommen, die es verdient haben, und nicht den Grossen immer mehr Geld in den Rachen zu schieben.


Wenn Du Dich mit dem Teufel einlässt, verändert sich nicht der Teufel, der Teufel verändert Dich!

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